Jenny Valentine, dtv 2011
Quelle: www.dtv.de |
In einer Notunterkunft in London wird ein obdachloser
Teenager als Cassiel Roadnight identifiziert. Dieser ist seit beinahe zwei
Jahren abgängig - weggelaufen, heißt es. Dass der Jugendliche in der Unterkunft
gar nicht Cassiel ist, glaubt man ihm in der Euphorie nicht. Zu stark ist die
Ähnlichkeit mit dem Foto in der Vermisstendatei. Man redet dem Betroffenen also
gut zu, er brauche keine Angst zu haben, er könne den Betreuern vertrauen.
Schließlich gewinnt der Gedanke an eine sich sorgende Familie, in die er
"zurückkehren" könnte, immer mehr an Attraktivität. Eine richtige
Familie hatte der Ich-Erzähler, der immer nur Chap genannt wurde, noch nie.
Cassiels Lebens zu "stehlen" erscheint ihm plötzlich praktisch.
Ganz so einfach ist die Integration dann aber
nicht. Fragen sollen beantwortet, Personen wiedererkannt werden. Zudem scheint
Cassiels Mutter ein Drogen- oder Alkoholproblem zu haben und Cassiel selbst
dürfte nicht gerade der netteste Sohn und Bruder gewesen sein. Zudem tun sich
Geheimnisse auf, die Chap Rätsel aufgeben.
Das zweite Leben des Cassiel Roadnight ist ein packender Jugendroman, der den Leser in eine Situation
mitnimmt, die einem selbst völlig neu ist. Wie täuscht man Familienmitgliedern
vor, mit ihnen groß geworden zu sein? Wie umgeht man die Frage, warum man
verschwunden ist? Und vor allem: Wie geht man damit um, dass man den wahren
Grund des Verschwindens gar nicht kennt?
Auf dem Buchmarkt hat der Thriller ab 12
Jahren schon bei seinem Erscheinen Eindruck gemacht. So findet er sich 2011
nicht nur auf der Liste der "besten 7 Bücher für Jugendliche" des
Deutschlandfunks, sondern ist im November Jugendbuch des Monats der Deutschen
Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. 2012 steht Cassiel Roadnight auch auf der Empfehlungsliste für den Katholischen Kinder- und
Jugendliteraturpreis.
Für Lehrer gibt es im dtv-Lehrerportal auch
ein Unterrichtsmodell für die 8. und 9. (in Österreich 4. und 5.) Klasse, doch
mit der zentralen Frage der Identität sowie ethischen Fragestellungen, die sich
aus dem Handlungsverlauf ergeben, werden auch ältere Jugendliche gut mit dem
Roman arbeiten können.
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